MieterEcho
Nr. 269 - Juni/Juli 1998

Sterndamm I

Die Leser des ME wissen es bereits: eine Firma Konzept Zwischenerwerb GmbH und Co KG zieht durch die ostdeutschen Lande, kauft die Bestände der kommunalen Wohnungsbaugesellschaften für'n Appel und 'n Ei, um sie in Windeseile zu sanieren. Ob die Käufe im Rahmen des Altschuldenhilfegesetzes stattfinden oder das Ergebnis von Bestandsverringerungen der Wohnungsbaugesellschaften sind, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist nur der niedrige Preis der Objekte und ein Zustand, der möglichst umfangreiche Sanierungen gestattet.

Eine gute Presse hätten die Herren Weinhard, Graf Solms etc. jeweils noch gerne als Zugabe. Bei ihrem Geschäft in Potsdam, als sie von der dortigen kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Gewoba 1327 Wohnungen übernahmen, hat das prima geklappt. ND und Morgenpost (20.2.98) z.B. berichteten ausführlich mit positiver Grundstimmung über den Handel und ließen dabei die wichtigsten Fragen offen. Unter anderem auch die, wie denn die Herren Weinhard etc. ihr Geld verdienen und von wem sie es bekommen.

Die Mieter der Siedlung am Sterndamm in Johannisthal (Treptow) würden gerade darüber gerne etwas mehr wissen, denn sie zweifeln nicht daran, daß letztendlich sie es sind, die den Herren die Konten füllen sollen. Damit aber Grenzen eingehalten werden und weil sie nicht nur Rechte haben, sondern die auch kennen und wahrnehmen wollen, finden zusammen mit der AG Umwandlung und einer Rechtsanwältin organisierte Mieterversammlungen statt. Im Juni war die letzte fällig.

Offenbar sind die Herren auf ihren Streifzügen durch die Ex-DDR informierten Mietern noch nicht begegnet.

Die Hilflosigkeit zeigt sich nicht nur an der Unterstellung, irgend jemand könne Aushänge in ihren Hausfluren befestigt haben, sie zeigt sich auch nicht allein an dem naiven Einschüchterungsversuch, mit zivilrechtlicher Verfolgung irgendeiner Sachbeschädigung zu drohen.

Ihre Hilflosigkeit zeigt sich vor allem in dem Eingeständnis, daß informierte Mieter verteufelt unerwünscht sind. In der gräflichen Wahrnehmung werden Mieter durch Aufklärung nur verunsichert. Sie gefährden die seit vielen Generationen gottgegeben selbstverständlichen Ansprüche auf Gewinn. Mieterrechte, demokratische Rechte und deren Wahrnehmung „schlagen sich in den Mieterhöhungen für die Modernisierungskosten nieder."

Etwas volkstümlicher ausgedrückt: das Mietergesindel wird schon sehen was es davon hat, wenn es nicht sofort spurt.

Wenn sich Durchlaucht da mal nicht täuschen. Eine kleine Aufklärung in Staatsbürgerkunde scheint dringend geboten. Und die kann er in Johannisthal kostenlos bekommen.

AG UMWANDLUNG

 
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